LOVE SEX SAFE - Männer die Sex mit Männern haben (MSM)

Mit jährlich durchschnittlich 65%, stellt die Betroffenengruppe MSM (Männer, die Sex mit Männern haben) den Hauptanteil der HIV - Neudiagnosen. Eines der Ziele des Projektes ist es zielgruppenspezifische Angebote bei Prävention, Beratung und Hilfe für diese Klientel zu unterbreiten.
 

 

MSM im Flächenland Brandenburg - Der Unterschied zur Großstadt

Das LOVE SEX SAFE - Programm berücksichtigt in seiner Strategie zur Prävention folgende Lebensrealitäten von MSM im Flächenland Brandenburg:
 
  • Jugendliche werden sich schon in früher Kindheit ihre Homosexualität bewusst, oftmals schon im Kindergartenalter
  • Heterosexualität wird immer noch als einzige normale Form der Sexualität in ländlichen Gebieten angesehen, im Widerspruch zur medialen Realität (Carsten Flöther, Dirk Bach, Klaus Wowereit)
  • Homosexualität ist im Flächenland in der Regel nicht real sichtbar (keine Infrastruktur wie in Großstädten)
  • fehlende homosexuelle Sozialisierung durch fehlenden reale Rollenvorbilder
  • fehlende schwule und lesbische Hilfestrukturen vor Ort und daraus resultierend fehlende Beratungs- und Informationsangebote
  • Überforderung von Eltern, Lehrer, Sozialarbeiter beim Thema Homosexualität wegen mangelnder  Alltagserfahrungen und mangelndem Interesse an Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen
 
Die Vorteile von schwuler und lesbischer Infrastruktur in Großstädten manifestieren sich im weiteren Verflechtungsraum (Kleinstädte, Dörfer) nicht. Eine Entwicklung schwuler und lesbischer Strukturen ähnlich der in Großstädten vorhandenen Strukturen ist im Flächenland Brandenburg nicht abzusehen.
Als Beispiel sei hier die Kleinstadt Kyritz genannt. Mit einer Einwohnerzahl von 11 000 Menschen kann man mit einem Anteil von ca. 1000 Homosexuellen rechnen. Wenn man noch die Zahlen der Landflüchtigen subtrahiert, ist klar warum sich homosexuelle Strukturen, wie in Großstädten, nicht entwickeln  können.
 
In kleinen Gemeinden führen die angeführten Probleme dazu, dass Jugendliche abseits der „Norm“ sich während der Pubertät alleingelassen fühlen und ohne Unterstützung durch diesen Prozess gehen müssen. Oftmals sind sie dabei bewusst oder unbewusst Diskriminierungen der heterosexuellen Umwelt ausgesetzt. Die Wörter „Schwul“ und „Schwuchtel“ sind nach wie vor die meistgebrauchten Schimpfwörter bei Schülern, Kollegen und Freunden. Eine unproblematische Entwicklung von individuellen Persönlichkeiten und das Ausprobieren in der Pubertät - wie bei heterosexuellen Jugendlichen gang und gäbe - ist nach wie vor selten. Schwule Männer, die ihre sexuelle Orientierung öffentlich machen,  genießen bestenfalls den Ruf eines „Exoten“. Allerdings kann das persönliche Umfeld mit diesem Exotenstatus in den meisten Fällen nicht umgehen. Probleme bei der Persönlichkeitsentwicklung der Betroffenen sind die Folge und der Rückzug in die innere Emigration ist oft das Resultat.
 
Mit geringem Selbstbewusstsein aufgewachsen und großer Sehnsucht nach realen sexuellen Abenteuern machen sich viele „Schwule vom Dorf“ dann auf die Suche nach dem schnellen Sex in die Großstadt. Die meisten anonymen Sexkontakte finden dann in den Berliner, Hamburger oder Dresdner Darkrooms oder anderen Cruising -Orten statt.
Nach Besuchen der großstädtischen Subkultur kehren die betroffenen Männer leider häufig mit dem HI – Virus in ihre Heimat zurück – Ergebnis eines erhöhten Risikoverhaltens gepaart mit Kondommüdigkeit der Szene. Die Gefahr einer Infektion wird verdrängt, Möglichkeiten eines anonymen und kostenlosen HIV – Test werden durch die „Dorfschwulen“ nicht wahrgenommen. Diese HIV-Infizierten wiederum – die ihren Status nicht kennen oder nicht kennen wollen – geben das Virus in der scheinbaren Sicherheit der „sauberen Provinz“ weiter.
 

Angebote an die Zielgruppe MSM

Mit dem Angebot des HIV - Schnelltest für schwule Männer in Brandenburg hat der Verein gute Erfahrungen gesammelt. Augenscheinlich ist es, dass schwule Männer oft weitere Wege in Kauf nehmen und zum Test lieber nach Potsdam fahren, als sich in ihrer Heimat im Gesundheitsamt oder ihrem Arzt der Gefahr des "Outings" auszusetzen.
Die Angebote der e - mail - beratung und dem Healthsupport bei www.gayromeo.com werden von der Klientel rege genutzt. Mit der Beratungsnummer 0700 000 19411 ist der Verein seit Juni 2009 am Start.
 

Ich weiß was ich tu

Mit dem Projekt der Deutschen AIDS - Hilfe (DAH) Ich weiss was ich tu - konnte erstmals ein Kampagne zur Stärkung der Präventionsarbeit bei HIV in der Zielgruppe MSM bundesweit ins Leben gerufen werden. Der Verein versorgt kleine homosexuelle Initiativen vor Ort in Brandenburg mit Informationsmaterialien und Merchandising - Produkten. Die Kampagne ist bei www.LOVE-SEX-SAFE.de eingebunden.