Katte e.V. fordert ein Fluchtwohnung für homosexuelle Jugendliche

Homosexualität ist keine Krankheit! Am 17. Mai 1990 beschloss die Generalversammlung der Weltgesundheits- organisation (WHO) längst Überfälliges: Homosexualität von der Liste psychischer Krankheiten zu streichen. Der 17. Mai wurde daraufhin zum Internationalen Tag gegen Homophobie ausgerufen. Das Europäische Parlament betonte im Januar 2006, dass Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung auf das Schärfste verurteilt wird – eine Kampfansage gegen Homophobie und Hassgewalt, der alle Mitgliedstaaten verpflichtet sind.
Aus aktuellem Anlass ruft der Landesverband AndersARTiG e.V. zu einer Mahnwache vor dem Szenecafé Leander (Benkertstraße 1, 14467 Potsdam) auf. Das Szenecafé Leander hat als Gesprächspartner eingeladen: Sabina Scheuerer (Gleichstellungsbeauftragte Stadt Potsdam) und Klara Geywitz (MdL, SPD). Der Verein Katte e.V. fordert aus aktuellem Anlass:
  • Eine Fluchtwohnung für homosexuelle Jugendliche in Brandenburg
  • Eine qualifizierte Beratung von Lesben und Schwulen in Notsituationen
Umrahmt wird die Veranstaltung mit Musik vom Grammophon, einem Solidaritätsfrühstück (2 Euro gehen an das homosexuelle Antigewaltprojekt AGNES) und dem definitiven Homodiplom – Test von www.tunsi.eu (bekannt durch das Showprogramm anläßlich des Queensdays).
Zur Mahnwache des Andersartig e.V. vor dem Leander
Anlässlich des Internationalen Tages gegen Homophobie und der Veranstaltungen, die an den homophoben Übergriff auf das Leander im Dezember 2008 erinnern, erklärt Carsten Bock, Vorstand von Katte e.V und für das schwul-lesbische Antigewaltprojekt AGNES (www.agnes-brandenburg.de) zuständig:

Wir begrüßen die öffentliche Auseinandersetzung um die verschiedenen Arten von Homophobie in der Gesellschaft. Wir freuen uns über das große Interesse an diesem Thema. Indes ändern plakative Maßnahmen wenig im Bewusstsein der Menschen. Um den Opfern zu helfen bedarf es qualifizierter Beratung und konkreter Hilfe. Dies haben die über dreijährigen Erfahrungen beim homosexuellen Antigewaltprojekt AGNES gezeigt.
Im angesprochenen Fall wurden über einen Täter-Opfer-Ausgleich Gespräche mit den Tätern und Vereinen denen die Täter angehören, intensiv geführt.
Es wurde erreicht dass sich die Beteiligten mit dem Thema auseinander gesetzt haben. Durch die Einbeziehung des Lebensumfeldes konnte eine wesentlich deutlichere Wirkung erreicht werden, als das mit einer zwar publikumswirksamen, aber kaum nachhaltigen Mahnwache möglich wäre.
Schwule und lesbische Jugend – Opfer alltäglicher Homophobie
Schwule und lesbische Jugendliche sind nach wie vor eine diskriminierte Minderheit! Im Alltag macht sich dies bemerkbar durch:
  • mangelnde soziale Unterstützung
  • Ausgrenzung und Isolation in Schulen
  • Gewalterfahrungen
Die Folgen werden von der heteronormativen Umwelt oft nicht ernst genug genommen oder nicht in den richtigen Zusammenhang gestellt. Durch unsere Beratungstätigkeit im Zusammenhang mit sexueller Identitätsfindung und „Coming Out“ in den letzten Jahren, wurden die akuten Probleme sichtbarer:
  • Gerade Jugendliche in der Altersgruppe 13 – 16 Jahren haben oftmals ein äußerst niedriges Selbstbewusstsein
  • Die Folgen der aufgestauten psychischen Probleme sind häufig Schulschwäche, Stress mit den Eltern, Selbstverletzungen oder Drogenmissbrauch
  • Nicht nur Gedanken an Suizid sondern insbesondere auch tatsächliche Suizidversuche sind bei homosexuellen und bisexuellen Jugendlichen bis zum Sechsfachen höher als bei heterosexuellen Jugendlichen. Dies zeigen mehrere internationale Studien, zuletzt die der Schweizer Schwulenorganisation „Pink Cross“ (www.pinkcross.ch). Forschungen benennen diese Suizid-Risikogruppe klar. Und die Schlüsselrolle von Bildungs- und Jugendeinrichtungen, sowohl als Risiko- wie auch als Präventionsräume mit langfristiger gesamtgesellschaftlicher Ausstrahlungskraft.
Der Verein Katte e.V. unterstützt das Programm „FAIR Brandenburg 2012 – Zwölf Punkte für Vielfalt, gegen Diskriminierung“ des Beirates CSD Brandenburg:
  • wir brauchen eine Fluchtwohnung für Homosexuelle Jugendliche und junge Erwachsene
  • Berücksichtigung der homosexuellen Jugendlichen in einem kommunalen Suizidpräventionsprogramm
  • Umwandlung des kommunalen Büros für Gleichstellung in einen Diversity – Bereich, welcher die erwähnte Zielgruppe explizit berücksichtigt
  • Schaffung eines positiven Klimas für homosexuelle Jugendliche, in dem das Thema fester Bestandteil von Leitbildern kommunaler Erziehungs- und Jugendeinrichtungen wird und den dort tätigen Mitarbeitern durch entsprechende Aus- und Weiterbildung verdeutlicht wird
  • Die erwähnten Studien weisen interkulturelle Unterschiede als weiteren verstärkenden Stressfaktor für homo- und bisexuelle Jugendliche aus: Hier sind sowohl die Identitätsfindung und Lebenssituation Betroffener mit Migrationshintergrund wie auch ein nicht immer unproblematisches Zusammentreffen von multikulturellen Schulklassen mit dem Thema Bi-/Homosexualität angesprochen. Auch dem muss in der  kommunalen Jugendarbeit Rechnung getragen werden